Die Wettervorhersage für heute sagt auf südwestliche Richtung drehenden Wind voraus, am späteren Nachmittag vielleicht Regenschauer. Das ist günstig für unser nächstes Törnziel weiter Richtung Westen. Geplant ist der Yachthafen von Eastbourne.
05:00 ist Wecken. Wir wollen wieder früh starten, um vor den angekündigten Regenschauern am Nachmittag in Eastbourne anzukommen.
Die Sonne erhebt sich über dem Fährterminal von Dover Um nicht zuviel Zeit zu verlieren, gibt’s ein schnelles Frühstück mit Kaffee und belegten Broten.
Für unterwegs werden reichlich Schnitten vorgeschmiert, um die Deckscrew während der Fahrt bei Laune halten zu können. Da kommt die gute deutsche Extrawurst gerade Recht😉
07:00 Wir haben abgelegt und dürfen nach Abmeldung beim Hafenmeister die Marina verlassen
Sascha bittet per Funk um die Freigabe zur Ausfahrt. Wir werden angewiesen, der auslaufenden P&O-Fähre zu folgen. Grün-weiß-grünes Lichtsignal neben dem Leuchtturm auf der Mole bedeutet: wir haben freie Fahrt.
Der Wind steht günstig und Marion hält gekonnt Kurs auf unser nächstes Ziel.
14:00 Wir erreichen Eastbourne querab. Die KICK läuft gut bei weiterhin günstigen Winden. Daher entscheiden wir uns spontan, die Fahrt mit Ziel Brighton weiter fortzusetzen. Das führt uns 20 sm weiter westlich in Richtung des Solents, wo die Folgecrews die Umgebung zwischen der Isle of Wight und der britischen Insel weiter erkunden wollen.
14:45 Der Leuchtturm „Beachy Head“ an Steuerbord. Beachy Head ist eine Landspitze an der englischen Südküste in East Sussex. Der Kreidefelsen ist mit 162 m über dem Meeresspiegel der höchste in Großbritannien. Ihm schließen sich die Seven Sisters genannten sieben weiteren Kreideklippen an.
Querab liegt das Rosamunde Pilcher Land mit den Seven Sisters.
Der Wind nimmt immer mehr zu und dreht Richtung SW. Mit weit geöffnetem Großsegel geht’s mit rauschender Fahrt schnell voran. Wir bergen das Vorsegel, weil es im Windschatten des Groß nur noch schlägt.
18:00 Es ist nicht mehr weit bis Brighton. Sascha meldet uns in der Marina über Funk an. Wir bekommen auch schon einen Liegeplatz genannt. Allerdings ist gerade Niedrigwasser bei starkem Seegang. Daher ist eine Einfahrt mit unserem Tiefgang von 2,20 m nicht sicher möglich. Wir werden über Funk angewiesen 2 h das auflaufende Wasser abzuwarten, um dann in die Marina einzulaufen.
Sascha entdeckt in der Karte ca. 7 sm weiter westlich die kleine Marina „Lady Bee“ in Southwick/Shoreham, die dank einer Schleuse tidenunabhängig jederzeit angefahren werden kann. Deshalb entscheiden wir uns, nicht in Wartestellung 2 h vor der Marina in Brighton im Seegang hin und her zu dümpeln, sondern die Zeit für die Weiterfahrt zur Lady Bee Marina zu nutzen. Natürlich melden wir uns in Brighton ab. Der Hafenmeister bedankt sich für unser Rückmeldung und wünscht uns eine gute Weiterfahrt.
Nicht mehr weit vor der Einfahrt nach Shoreham ertönt plötzlich ein lauter Alarmton am Funkgerät mit folgender Sturmwarnung für unser Seegebiet: „Emergency call to all ships: GALE WARNING; Southwesterly gale force 8 expected later”
Tatsächlich geht jetzt alles sehr schnell. Starker Regen setzt ein, der Wind nimmt weiter zu mit heftigen Windböen über 30 kn. Das war in der Wettervorhersage von heute Morgen so nicht angekündigt. Wir picken uns ein, drehen in den Wind und lassen das Großsegel runter. Auf das Packen verzichten wir zunächst, weil es dafür zu schaukelig ist.
Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zur Einfahrt. Dank des Schutzes durch eine hohe Mole beruhigt sich das Wasser schnell. Ohne Schaukelei fahren wir weiter Richtung Schleuse. Zufällig ist vor uns ein Fischerboot eingefahren, so dass das Tor noch offen ist und wir direkt einfahren können.
18:15 In der Schleuse an Steuerbord machen wir hinter dem Fischerboot an eine Art Schwimmponton fest, der mit dem steigenden Wasser an der Schleusenwand hochgleitet. Das ist für die Schleusung sehr komfortabel.
Das einlaufende Wasser sprudelt ordentlich. Der Tidenhub wird dadurch schnell ausgeglichen. Wir fühlen uns fast wie in einem Fahrstuhl. Der Schleusenwärter kommt raus aus seiner Kanzel und übergibt uns den Schlüssel und den Code für den Zugang zur Marina und ihren Sanitäreinrichtungen. Das ist sehr zuvorkommend, weil in der Marina selbst um diese Zeit keiner mehr zu erreichen ist.
18:45 Nach einem aufregenden Segeltag erreichen wir endlich unseren Liegeplatz an Steg C der Lady Bee Marina.
Wir sitzen warm und trocken im Schiff und können achteraus durch die offene Lucke das stürmische Wetterspektakel bestaunen. Detlef kocht inzwischen eine leckere deftige Tomaten-Maissuppe mit Wursteinlage, die gerechte recht kommt, um uns nach dem anstrengenden stürmischen Segelfinale des heutigen Tages stärken zu können.